Ein Tag eine Woche ein Monat, verschwommen. Wir rasen so hindurch, wir bleiben nicht an einem Ort, es gibt keinen Rhythmus und keine Gewohnheiten, wir klammern an nichts und erzählen uns hektisch von dem, was trotzdem alltäglich ist. Aufstehen, immer wieder, jaja, dann vergessen wir das Frühstück, uns brennt der Magen vom Kaffee, ein paar Artikel beginnen wir zu lesen, ehe wir unterbrochen werden vom ewigen Ach, das noch, daran sollte gedacht werden, dies ist noch zu tun. Machen wir uns doch nichts vor, tun wir doch einmal nicht so, als wären wir wirklich beteiligt; denn eigentlich ist es doch so: wir stehen still und alles rast vorbei, wir versuchen mit hängenden Schultern und untrainierten Muskeln bloß, abzufangen und einzuordnen; abfangen, einordnen, abhaken, abfangen, einordnen, abhaken und alles dazwischen. Deswegen geht das so schnell, weißt du, deswegen kriegt man nichts mit, deshalb kommt so vieles über Nacht. Die Baustelle, die grünen Blätter, der neue Laden, die neuen Frisuren, die neuen Nachbarn, die verdrehten Gedanken, das Monatsende, die Termine; hier, da hatte ich doch ein Ticket besorgt, letztes Jahr war das und ich dachte, es zieht sich noch ewig hin, jetzt kommt es mir so vor, als wäre gerade erst ein Mai vorbeigegangen, als hätten wir uns gerade erst gewundert über die Unberechenbarkeit von Zeit. Deshalb fürchte ich manchmal, dass man einfach stehen bleiben könnte in dieser Unberechenbarkeit, in diesem Unrhythmus, in dieser Verschwommenheit, und dann, dann steht man eben da, fängt ab, ordnet ein, hakt womöglich ab, mechanisch bewegt man träge Glieder, wie ein Sportler entwickelt man Techniken, wie ein Arbeiter erfüllt man Funktionen, wie im Rausch stiert der Blick bloß geradeaus, und alles andere rast. Verschwommen ein Monat, eine Woche, ein Tag, eine Einheit, irgendetwas, wir rasen so hindurch, wir bleiben nicht an einem Ort, wir klammern an nichts; wir müssen aufpassen, dass wir nicht stehen bleiben.
via inanbetracht