Time to rant. Von Antifeminismus und Anti-Antifeminismus.

Für bento und die Serie „Time to rant“ habe ich kürzlich ein kleines Video gedreht und mich über Antifeminismus aufgeregt. Wohlgemerkt vor dem Frühstück, da lässt sich die Aggression noch etwas besser zügeln. Siehe hier:

Nachdem das Video online ging, dauerte es keine anderthalb Stunden bis zum ersten „Du bist Feministin, weil du hässlich bist“-Kommentar. Hach, Trolling at its best, immer wieder eine Wonne (not). Außerdem mit dabei: Das beinah unschlagbare „Feminismus ist nicht kritikfähig“-Argument. Wenn es denn tatsächlich einmal dazu käme, dass man mit Personen, die genau dies behaupten, ernsthaft diskutieren würde; wenn es gar um konstruktive Kritik ginge, um Vorschläge, wie manches noch besser gemacht werden könnte – Halleluja, was wäre der Feminismus™ kritikfähig! Aber solange die „Kritik“ eben aus „Du bist hässlich“ und „Die armen Männer! Mimimi“ besteht und solange im Rahmen der ach-so-heiligen eigenen Meinung bloß weiterhin andere Menschen auf welche Weise auch immer diskriminiert werden – sorry but not sorry, dann halt eben nicht.

Ich präsentiere als nächstes einen Einwand, der sich zunächst nachvollziehen lässt: Warum beschäftigt man sich denn überhaupt mit Antifeminismus und fühlt sich gezwungen, Anti-Antifeminismus als Verteidigung einzusetzen? Das ist doch sowohl Zeit- als auch Energieverschwendung. Jaaah, das stimmt schon: Diskussionen mit Antifeminist_innen lohnen sich nicht. Solange damit Trolle gemeint sind, die Mord und Vergewaltigung androhen oder anders sinnfrei vor sich hin haten, stimmt das absolut. Die werden sofort geblockt und fertig.

Ich meine hier aber einen ganz anderen Antifeminismus als den dieser Trolle, nämlich das absolut salonfähige Nicht- oder Missverstehen des Begriffs Feminismus, das ganz selbstverständlich in Talkshows, Kneipen, Hörsälen oder beim Abendessen ausgelebt wird. Männerhass? Ach komm schon. Frauen sind doch nicht mehr wert als Männer! Und die Jungs werden in der Schule benachteiligt! Gib doch jetzt mal Ruhe, ich meine, wir haben immerhin eine Bundeskanzlerin. Und ganz ehrlich, sieh es halt als Kompliment.

Gern wird dann auch im selben Atemzug betont, man sei eben für Gleichheit und nicht für eine Bevorteilung. Keine Extrawurst für Frauen bitte, denn so drängten sie sich doch selbst in eine Opferrolle. Als hätten sie noch nicht genug! (Als würde ein Zustand der Gleichheit/-berechtigung herrschen, den es zu verteidigen gilt. Haha.) Nicht so much fun, aber eben fact: Frauen* befinden sich in einer Opferrolle. Männer* sind strukturell gesehen privilegiert. Es gibt keine Gleichheit, und das Streben danach bedeutet eben nicht, dieses Verhältnis umzudrehen. Und genauso wenig funktioniert es, ganz im Sinne der Gleichheit einfach allen mehr Rechte zuzusprechen – sobald die Frauen ihre Extrawurst kriegen, sind auch die Männer dran. Ist doch eine einfache Rechnung – denn wer vorher schon mehr hatte und so weiter.

Und wenn dann immer wieder im Namen der Gleichheit medienwirksam gegen den Feminismus gewettert wird; wenn wieder irgendwer wutschnaubend ausruft, auf gar keinen Fall Feminist_in zu sein, als handle es sich hierbei um einen ekligen Ausschlag – dann wird dieses Missverstehen gehegt, gepflegt und reproduziert.

Ich möchte nun erstmal niemandem verbieten, gegen Feminismus zu sein. Aber ich würde doch gern darum bitten, dass man sich – wenn schon – wenigstens vorher damit auseinander gesetzt und verstanden hat, worum es geht. Dass man weiß, was der Begriff bedeutet. Und wenn man dann sagen kann: nö, Gleichberechtigung und Gerechtigkeit find ich scheiße, ich möchte bitte das Patriarchat aufrecht erhalten – bitte, nur zu. (Das ist dann nochmal ein ganz anderes Problem.)

Und deshalb ist es (obgleich so ungeheuer nerven- und zeitfressend) wichtig, anti-antifeministisch zu agieren. Damit meine ich keine Großbuchstaben-Diskussionen mit irgendwelchen Trollen, sondern einfach, dass jedem „Feminismus = Männerhass!“ Aufklärung entgegen gebracht werden sollte, damit diese absurde Angst vor einem Wort abgebaut werden kann. Und damit vielleicht der_die ein_e oder andere tatsächlich noch versteht: Ach so ist das. Vielleicht bin ich ja doch Feminist_in.

In diesem Sinne: