Pauline Füg und ich schreiben auf inanbetracht in Anbetracht der Welt. Zum Beispiel:
Manchmal gehe ich in Läden und lese halbe Sätze in beinah zu dicken Büchern.
Ich ziehe Exemplare heraus, deren Rücken mir gefallen, Farbe, Typografie, Worte, Titel vielleicht, Namen, lese Sätze, halbe, ganze, auf wahllos aufgeschlagenen Seiten.
(Ich meine nicht die kleinen Läden, die ums Bleiben kämpfen müssen, jede Woche und jede Saison, ich meine die Filialen der riesigen Ketten, in die man sich eigentlich nicht hinein traut, des Gewissens wegen vielleicht. Fußgängerflaniermeilen säumen sie drei-, vierstöckig und bunt, Tier- und Landschaftskalender im Eingangsbereich, die Klimaanlage pustet wie ein Föhn durchs Gesicht, »Sylt 2015«, »Wale 2015«, daneben Schnäppchen und Mängelexemplare drapiert auf Wühltischen mit Zahlen in Neonfarben.
Rolltreppenweit davon entfernt hohe Regale, dazwischen Geschenkartikel. Ich befühle dünne Plastikfolien, um mich herum wird beraten, wird gesagt: Zum Geburtstag? Vielleicht was Witziges? Wir hätten hier (…), oder hier (…), das wird oft gekauft, ja, das kommt immer gut an. Kritisch beäugt wird man in der alphabetischen Ordnung, wenn man Bücher herauszieht, zurückstellt im Sekundentakt, mit lautlosen Schritten schleichen sie über den Teppichboden, stellen Fragen, wollen helfen, beraten, vielleicht was Witziges? Später wäscht sich ein Nieselregen unter die halben Sätze, leuchten Buchstaben und Deckenlampen auf dem nassen Asphalt zwischen eiligen Schritten, der Saum der Flaniermeilen gefüllt mit Sätzen, halben, ganzen, langen, auf rauem Papier.)