Hello from København

Hier ist was passiert, noch vor ein paar Tagen. 

Samstag: zuhause, minimal verkatert und dann und wann wohl eingeschlafen. Draußen gewesen. Sonnig, zur Kenntnis genommen. Später indisches Essen, ganz gemütlich, ganz nett. So im Halbwachen dann etwas mitbekommen, aber nicht korrekt eingeordnet. 

Erst am Sonntag: richtig wahrgenommen, was da jemand im Radio sagte. Schüsse, Tote, große Worte, Terror. Arrived in Denmark. Nachgelesen. Und später dann ein paar vorsichtige Worte von anderen: schlechter Zeitpunkt jetzt, hm, die Innenstadt gesperrt, hm, passt auf euch auf. Der Flug ist längst gebucht  und in Frage gestellt wird ohnehin wenig. 

Am Montag: wohnen wir schon in Nørrebro. Hier fällt nichts auf, wenn man sonst nicht hier wohnt. Die Fahnen auf Halbmast, okay. Aber davon abgesehen? Hier radeln Menschen, hier kaufen Menschen ein, hier laufen Menschen entlang, hier essen Menschen Falafel, hier schalten Menschen das Licht ein in ihren hübschen, skandinavisch eingerichteten Wohnungen. (Und hier gedenken zehntausende Menschen der Opfer. Wir lesen vor dem Schlafengehen erst davon und sind irgendwie beeindruckt ob der Tatsache und weil wir absolut nichts davon mitbekommen haben. Wie schafft diese Stadt das?)

Es ist absurd, wie man die Tage verbringt, im Museum (Louisiana, Kaffee, Meerblick, Kongo-Krieg in Falschfarben (Richard Mosse)), in einer fremden Wohnung (Airbnb, hübsch, skandinavisch eingerichtet, ein eigenes Kühlschrankfach), in einer Stadt (Baustellen, Weekday, Tivoli, Nyhavn, Waffeln, Tuborg, Design, ausgesprochen nette Busfahrer, Kopfsteinpflaster, Halbmastfahnen). Es ist absurd, wie man die Tage verbringt, in dieser Welt (…). Irgendwie ist das absurd. 

Wir merken das hier jetzt schon, es ist so wenig los, sagt die Frau, der wir Çiğ Köfte abkaufen. Dann wünscht sie einen schönen Abend. Wir wünschen “good luck for the next weeks” und meinen damit die Kundschaft, die Çiğ Köfte kaufen soll. Irgendwie ist das absurd.