Ich erzähle rückwärts eine Geschichte, pass auf. Das Ende geht so, wie ein Ende oft zu gehen scheint,

10: es endet mit einem Übrigbleiben. Und was übrig bleibt, wie man später bemerkt, auf dem Boden kniend und über die Dielen streichend mit schon aufgerauten Fingerkuppen, das sind ein paar winzige Nagellacksplitter in ein, zwei Farben. Hier hat jemand gesessen und nervös den Lack abgekratzt, aufgewühlt die Schichten abgetragen, wie ein Arbeiter, wie ein Bagger vor Gestein und Dreck.

9: Da wird es stumm. So wie ein Unwetter über den Dächern hängen kann, so hängt diese tosende Stille knapp unter den hohen Decken.

8: Ein Reden mit Stimmen, als hätte man etwas zu beweisen, als müsste man sich gewaltsam rechtfertigen. Davor oder danach ein Abfinden, so, wie man sich vielleicht mit Zahnschmerzen abfinden kann.

7: Es läuft aus dem Ruder, allmählich und immer mehr, und jede Recherche, jede Suche nach dem Ursprung dieser Redewendung schafft keinen schwachen Trost.

6: Wäre man auf einem Spielplatz, befände man sich auf einer Wippe, ein Stück Holz, eiserne Griffe daran montiert, absplitternde Farbe, angenommen, dort würde man sitzen und zwar sich gegenüber, dann wäre es wahrscheinlich ausgesprochen schwierig, festzustellen, ob es ein Gleichgewicht geben kann.

5: Nur in Sekunden liegt ein Wissen, ein Lieben, ein Achten, ein Gähnen, ein Nießen.

4: Man sitzt und zwar sich gegenüber auf dem Boden, zum Dröhnen von Musik werden Fingernägel in Schichten bunt lackiert.

3: Ein Kitzeln dort, wo man auch atmen kann, ein Ziehen in den inneren Organen, und schon verbinden sich Flüssigkeiten und Worte, Schlafrhythmen und Gewohnheiten, schon wird alles klar und aufgeräumt, denn endlich lassen sich die Prioritäten fassen, irgendwie, mit zittrigen Händen, aber dennoch: bestimmt.

2: Man nickt sich zu mit einer antrainierten Lässigkeit. Später riechen die Hände, die Finger dicht an eine Nase gehalten, noch frisch lackiert in Bunt.

1: Es liegt nicht einmal eine Suche hier, im Anfang; nicht unbedingt.

 

(via inanbetracht)